Die Jedermänner im Zittauer Gebirge

Seit über 30 Jahren fahren die Jedermänner zum Wandern ins Gebirge. Waren es früher die Alpen, so sind seit einiger Zeit deutsche Mittelgebirge das Ziel anspruchsvoller Wandertouren. Diesmal ging es in den äußersten Osten der Republik, ins Zittauer Gebirge nach Sachsen.
Wandern im Grenzbereich – ein Wanderbericht.
Mit 2 Kleinbussen erreichten wir, 14 Mitglieder aus der Jedermanngruppe, am Sonntagnachmittag die Stadt Zittau an der Grenze zur Tschechei und Polen. Unser 3-Sterne-Hotel (mit einer 4-Sterne-Küche!) lag günstig in der Fußgängerzone im Innenstadtbereich.

Zittau ist eine idyllische Kleinstadt mit vielen gut erhaltenen bzw. restaurierten Häuserfassaden. Reichlich Jugendstil- und Klassizismus-Elemente, aber leider überall auch Bauruinen und heruntergekommene Häuser. Das Rathaus, nach den Plänen Friedrich Schinkels erbaut, verströmt mit seinem Turm italienischen Flair. Zwei Häuserblocks mit Hinterhöfen im Zentrum der Stadt, das Pop-Art-Viertel „Mandauer Glanz“ wurde vor einigen Jahren durch einen Berliner Künstler gestaltet und ist heute ein beliebtes Fotomotiv für Touristen: Farbige Ornamente an den Wänden, individuell gestaltete Hauseingänge und Balkonverkleidungen, bemalte Passagen und Figuren an den Außenwänden.

Wir starteten am Montag unsere erste Wandertour in die Berge. Das Zittauer Gebirge an der sächsisch-böhmischen Grenze ist das kleineste Gebirge Deutschlands und gehört zum Gebirgszug der Sudeten. Höchster Punkt ist mit 792 m die „Lausche“. Vom „alten“(!) Bahnhof aus, der nur ein paar Gehminuten vom Hotel entfernt ist, fahren wir mit der dampfbetriebene Museums-Eisenbahn. Sie verbindet Zittau mit den Kurorten Oybin und Jonsdorf. Die Schmalspurbahn, weithin sichtbar durch eine große Dampfwolke, gibt es seit 1881 und ist besonders bei Touristen beliebt.

Angekommen in Oybin ging es zuerst hoch zur großen Felsengasse, am Muschelsaal und der Mönchskanzlei vorbei zur Scharfensteinnadel, wo wir unseren ersten Aussichtspunkt erreichen. Neben steilen und schwierigen An- und Abstiegen hatten wir auf unseren Wanderungen oft mit steinigen Wegen, sperrigem Wurzelwerk und steilen Treppen zu kämpfen oder mussten uns durch enge Felsspalten zwängen. Von der „Böhmischen Aussicht“ hatten wir einen herrlichen Blick- nach Böhmen. Über den 582 m hohen Töpfer erreichten wir dann die Töpferbaude, wo wir unsere Mittagspause machen konnten. Nach dem Abstieg umrundeten einige von uns noch die Burgruine Oybin mit Kloster.

Am Dienstag, den 2. Tag starteten wir auch vom Kurort Oybin, das wir diesmal mit unseren Kleinbussen angefahren hatten. Auf ruhigen Waldpfaden ging es hoch zum Johannisstein, um von dort auf holprigen Wegen, immer entlang der Grenze und teilweise im Niemandsland hoch zum Hochwaldgipfel zu steigen. Aus 749 m Höhe gab es wieder weite Ausblicke in die Tschechei. Anschließend konnten wir im Turmstübel einkehren.

Danach lockte noch die Besteigung des Turmes,
bevor es an den Kelchsteinen zurück nach Oybin ging.

Am Mittwoch wanderten wir vom Kurort Jonsdorf und dem dortigen Kurpark aus, umrundeten in weitem Bogen den Ort und erreichten schließlich den Nonnenfelsen mit 537 m Höhe. Nach einem Märchen stehen hier zwei versteinerte Nonnen. Überhaupt überrascht das Zittauer Gebirge die Bergwanderer mit bizarren Felsformationen mit Namen wie Rübezahls Sessel, Eierkopf, Kleiner Kelch, Dackel, Wassermännlein, Löwe, Großvater, Katzenkerbe, Rumpelkammer, Brütende Henne, Schiff, Krokodil, Kleine Bärbel oder Schildkröte und sie sehen mit wenig Fantasie auch so aus!

Nach dem Abstieg zum Gondelteich in Jonsdorf genossen wir dort eine größere Mittagspause. Dann ging es schon wieder hoch zur „Jonsdorfer Felsenstadt“, wo wir nach dem Orgelsteig – hier schaut der Fels wirklich wie eine Orgel aus – Einblick in die ehemaligen Mühlsteinbrüche bekamen. Von hier aus wurden früher Mühlsteine zu Tale gebracht und in alle Welt verschickt. Nach Durchquerung des „Schwarzen Loches“ und Besteigung des Carolafelsens erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt.

Am letzten Tag unserer Wandfahrt teilte sich die Gruppe. Während einige von Lückendorf aus die von Borkenkäfern deutlich gezeichnete offene Felslandschaft zum Böhmischen Tor erwanderten, fuhr ein Teil der Gruppe mit dem Zug über die Grenze nach Liberec. Prächtige Gebäude wie das „Kaiser Franz Josef“-Stadtbad aus dem Jahr 1901, heute Regionalgalerie, das nordböhmische Museum und natürlich das majestätische Rathaus konnten wir bewundern. Der Stausee mit Staumauer wird gerade neu angelegt. Den Hausberg Jeschken mit dem auffallenden Berghotel und Sender konnten wir nur von weitem bewundern.

Am Abend des 4. Tages konnten wir dann noch einmal die ausgezeichnete Küche unseres Hotels genießen und auch die Freundlichkeit des Personals bleibt uns gerne in Erinnerung.

Leider mussten wir am Freitagmorgen dann unsere Koffer packen und den Heimweg ins Lipperland antreten. Alle sind gespannt, wohin uns in 2 Jahren wohl die Wandertour führt.